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Kirche in 1Live | 17.04.2018 | floatend Uhr
Schulformen formen
Letzte Woche habe ich seit 6 Jahren mal wieder meinen Ranzen gepackt und bin zur Schule gegangen.
Als Poetry-Slammer gebe ich manchmal Workshops in kreativem Schreiben für Kindern und Jugendliche. Und wurde dann eingeladen, dass auch in Schulen zu tun. Einmal an einem trostlosen Beton-Bau-Berufskolleg, an dem unter anderem Flüchtlinge einen Hauptschulabschluss nachholen können. Und dann an einem Bischöflichen Elite-Gymnasium, mit Blick auf den Rhein. Was für ein Kontrastprogramm!
Und es war beängstigend traurig. Allerdings nur auf dem Gymnasium. Denn während für die ausländischen Jugendlichen alles aufregend und neu ist, sitzen die deutschen Schüler still und stumm da wie kleine gezüchtete Bildungs-Soldaten, die dir zwar bestimmt sofort die binomische Formel herunter beten können, aber leider keinerlei Anzeichen von Kreativität oder selbständigen Denken zeigen. Versteht mich nicht falsch, ich finde es völlig okay wenn einer kein Interesse an kreativem Schreiben hat oder sich einfach gerne mit Mathe beschäftigt. Aber solch ein apathischer Haufen ist mir selten untergekommen. Auf dem Berufskolleg gab es natürlich auch Barrieren. Als erstes die Sprache. Aber dann wurde nachgefragt, was etwas genau bedeutet, es entwickelte sich eine Diskussion, meine Texte wurden auseinandergenommen.
Man konnte mit den Schülern tatsächlich reden. Man musste nicht mal fragen, ob es noch Fragen gibt.
In den Klassen des Gymnasiums gab es leider nur Stille und null Motivation. Und jetzt im Erwachsenen-Leben weiß ich, dass man mit dem bloßen Lernen des Stoffes nicht sehr weit kommt.
Zum Glück kann ich aber auch das Gute darin sehen: Unser Schulsystem wird durch aufgeweckte Mitdenker etwas wachgerüttelt. Ich hoffe, die hören nach dem Hauptschulabschluss nicht auf und wir machen ihnen das so leicht wie möglich.
Freddie Brumm, Düsseldorf
