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Kirche in 1Live | 04.07.2018 | floatend Uhr
Wenn jeder ans sich denkt, geht kaum etwas
Vor ungefähr einem Jahr hab’ ich den Spruch zum ersten Mal gehört: „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.“ Klingt erst mal logisch: Wenn für jedes Teil einer Menge etwas gilt, gilt es für die Gesamtheit aller Teile. Das „etwas“ ist in diesem Fall; „ich denk an mich.“ Klingt auch so als würde manches Problem ganz einfach gelöst; ich mach mein Ding und aller Welt geht es gut. Ich bin kritisch und seit letzter Woche weiß ich warum.
Ich musste zu einem Termin – über Land, keine Ampel, ein paar kleine Dörfer. Dann stand ich plötzlich in einer Schlange; 30 Meter in fünf Minuten. An einer Stelle liefen drei Straße zusammen. Direkt da stand ein Bus, Warnblinker an. Dahinter Autos soweit ich gucken konnte. Selbst die, die Vorfahrt hatten, kamen nur stockend weiter, denn mittlerweile gab es einen Rückstau. Dann das Wunder; vor mir ließ einer eine Lücke für den Gegenverkehr. Aber umsonst; nach wenigen Sekunden stieß ein Fahrer von rechts in die Lücke. Wenn jeder an sich denkt...
Es ist gut, wenn jeder an sich denkt, auf sich achtet, für sich sorgt - hat was mit Erwachsensein zu tun. Aber ich glaube, dass es zunächst gut ist, wenn jeder überhaupt denkt. Dann fällt ihm zum Beispiel ein, dass er eine Alternative hat; möchte ich drei Meter weiter vorne im Stau stehen oder möchte ich zügig weiter. Letztlich denkt er dann auch an sich, aber er merkt, es gibt eine Lösung. Die gibt’s allerdings nur gemeinsam.
Sprecherin: Alexa Christ
