Empörer

Es gibt eine neue Sorte von Profis: Empörungsprofis. Sie empören sich bei Schiedsrichterentscheidungen im Fußball, bei Twitter-Nachrichten des amerikanischen Präsidenten, bei Baumrodung für ein Pop-Konzert, Datenmissbrauch, überhöhten Preisen, bei der Flüchtlingspolitik... In Talkshows sind die „die Empörten“ Stammgäste. Ich gebe zu: Manchmal ist es auch nicht ganz leicht, sich nicht zu empören.

Mir wird es langsam zu viel. Ich habe das Gefühl: Dieser hochgeschraubte moralische Zeigefinger dient oft nur als Mittel zum Zweck.

In den meisten Fällen geht es darum, die eigene Sicht hoch zu kochen, um sie damit zu legitimieren. Die eigene Meinung wird moralisch eingekleidet, denn gegen Moral kann doch niemand etwas haben.

Außerdem kommt nach der Empörung oft …. Nichts! Keine konstruktiven Lösungsvorschläge, keine ernstgemeinte Auseinandersetzung mit Andersdenkenden …

Und trotzdem: Derjenige, der empört auf etwas hinweist, geht in Diskussionen immer in Führung. Wer mit sachlichen Argumenten dagegenhält, wirkt fast unsympathisch. Es scheint als habe er ein kaltes Herz, weil er analytisch an die Sache rangeht.

Aber ich will mich nicht blenden lassen, auch wenn mein Gegenüber vor Empörung bebt. Ich setze lieber auf Neugier, um hinter die Empörungsfassade zu schauen. Auf Empathie und auf eine sachliche, entspannte Auseinandersetzung.

Sprecherin: Alexa Christ