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Kirche in 1Live | 06.08.2018 | floatend Uhr
Plan A
Als ich noch Studentin war, hab ich bei den Freiwilligendiensten in Münster gearbeitet. Ich hab dort fünf Mal im Jahr Seminare für Freiwillige gegeben, die ihr freiwilliges soziales Jahr, also ihr FSJ, gemacht haben. Der Einsatzbereich der jungen Leute war super vielfältig. Ganz klassisch waren einige in Altenheime oder Kindergärten. Andere waren aber auch in Bildungsstätten oder bei Jugendverbänden.
Es war mega cool die Freiwilligen in ihrem Jahr zu begleiten, weil ich bei fast allen immer eine echt krasse Entwicklung gesehen hab. Die ersten richtigen Arbeitserfahrungen sammeln, lernen mit Verantwortung für andere umzugehen und sich einfach in der Persönlichkeit zu entwickeln, weil jeden Tag neue Herausforderungen auf einen warten.
Vor kurzem hab ich gehört, dass jemand vom FSJ als „Plan B“ gesprochen hat. Also wenn nichts mehr geht, macht man halt das, damit man keine Lücke im Lebenslauf hat.
Diese super Chance sich selbst kennenzulernen und sich zu orientieren als „Plan B“ zu bezeichnen macht mich total traurig und auch echt ärgerlich.
Ich hab das Gefühl, dass der Stress immer schneller und eher mit seiner Ausbildung oder dem Studium fertig zu werden, immer größer wird. Am Besten schon mit 23 als fertige Lehrerin vor einer Klasse stehen und die nächsten 40 Jahre dort verbringen.
Wie soll man sich da noch selber finden? Sich selbst erleben und überhaupt herausfinden, was man für sich selbst will?
Eine Möglichkeit dafür ist ein freiwilliges soziales Jahr. Und das ganz bewusst. Als Plan A.
Julia Kösters
Köln
