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Kirche in 1Live | 01.09.2018 | floatend Uhr
Grüne Liebe
Ich habe zwar keinen grünen Daumen, aber meine neue Wohnung einen kleinen Garten. Kein Problem, sagt meine Mutter, ich mach dir das. Hat sie auch, die armen kleinen Ableger in meine Erde gesteckt und mir gesagt, gieß die! Und das tue ich. Die gute Nachricht ist: Anders als bei meinen verstorbenen Balkonpflanzen der letzten Wohnung werden sie nicht von meinen Wassermassen ertrinken. Also stehe ich da abends mit dem Schlauch und wässere das mickrige Grün.
Und ärgere mich: Was hab ich denn damit zu tun? Was hab ich mir da aufhalsen lassen? Die Ableger sind kleiner als das Unkraut drumherum! Aber dann gewinnen die kleinen Dinger mein Herz als ein erster Wachstumsschub zu sehen ist. Wie die sich stark verwurzeln und dann stolz nach oben recken!
Ich fühle mich wie der Gärtner des Jahres. Gucke nach meinen Pflänzchen, füttere sie abends, hoffe für sie auf gutes Wetter, also Regen. Fühle mich machtlos, wenn eins plötzlich gelb wird und die Blätter hängen lässt.
Frage mich, ob ich nicht doch mal einen Ratgeber lesen sollte, schleppe gute Erde in den Garten bis alles dreckig ist: Auto, Klamotten und Wohnung. Komisch, was passiert, wenn man anfängt, sich um was zu kümmern. Manchmal kommt die Liebe erst mit dem Tun. Vielleicht sollte sich jeder Mensch mal um kleine Pflänzchen sorgen müssen – dann hätten wir bestimmt mehr Liebe für das Grün um uns herum.
Sprecher: Daniel Schneider
