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Kirche in 1Live | 19.09.2018 | floatend Uhr
Jom Kippur
Nach einem Streit sich wieder vertragen. Das ist ein tolles Gefühl. Wenn man sich wieder in den Armen liegt und ein Stein vom Herzen fällt, weil der andere vergibt. Bei Menschen, die man richtig liebt, berühren sich da irgendwie die Seelen. Alles fühlt sich leicht und glücklich an. Alles Schwere ist weg. Kennt ihr bestimmt auch.
Für meine jüdischen Freunde geht grade der höchste Feiertag, der Jom Kippur, zu ende. Das ist der Versöhnungstag. Die Geschichte zu diesem Fest beginnt in der Bibel beim goldenen Kalb am heiligen Berg, das die Ur-ur-ur-Väter gebaut und angebetet hatten, während Mose die 10 Gebote von Gott bekam. Das Kalb hatte für ordentlich Krach gesorgt. Doch Gott ist nicht nachtragend und die Menschen wollten gerne zu ihm zurückkehren. Und aus dieser Versöhnung ist eben Jom Kippur, der Versöhnungstag, geworden.
Ich finde es gut, wenn man sich so einen Tag im Jahr bewusst nimmt, um zu überlegen, mit wem man so alles im Klinsch liegt. Es geht nämlich beim Jom Kippur nicht nur um den Streit mit Gott, sondern auch mit den Mitmenschen.
Also – wem habe ich etwas angetan, dass er sauer auf mich ist? Oder wer hat noch eine Rechnung mit mir offen? Erst wenn ich das geklärt habe, kann ich mich nämlich auch mit Gott versöhnen und auf eine gute und glückliche Zukunft hoffen.
Ich denke, so ein Versöhnungstag wie der Jom Kippur ist nicht nur für meine jüdischen Freunde, sondern für alle gut, um die offenen Rechnungen mal zu begleichen.
Martin Kürble, Düsseldorf
