Facebook ist der bessere Friedhof

Facebook ist der bessere Friedhof.

Ich nutze Facebook und ich komme mir manchmal vor wie auf dem Friedhof. Nicht, weil auf Facebook nichts mehr los ist. Ganz im Gegenteil. Aber in meiner Freundesliste häufen sich die Facebookfreunde, die tot sind. Also nicht, auf Facebook einfach inaktiv, sondern, sondern gestorben. Leider.

Immer wieder tauchen sie auf. Facebook erinnert mich an ihre Geburtstage oder schlägt mir vor, sie zu Veranstaltungen einzuladen. Dann zucke ich zusammen. Durch ihre Profile wirken sie so lebendig.

Und genau die gucke ich mir dann an. Ich scrolle durch die Timeline meiner toten Facebookfreunde. Bei anderen würde ich mir wie ein Stalker vorkommen. Hier erinnere ich mich einfach gerne an gemeinsame Erlebnisse, vor allem an Kleinigkeiten: Der Workshop an dem wir beide teilgenommen haben, das Frühstück in seiner Wohnung, das spontane Feierabendbier, der viel zu starke Kaffee im Büro oder die Gespräche über unsere Reisen.

Und in dem Fall ist Facebook der bessere Friedhof. Durch die Bilder und die vielen Posts kann ich mich leichter erinnern, als vor einem schlichten Grabstein. Und ich gebe zu: Von den meisten weiß ich nicht mal genau, auf welchem Freundhof sie liegen.

Stattdessen tauchen meine toten Facebookfreunde unerwartet auf meinem Smartphone auf und dann denke ich an sie. Das ist nicht immer schön, aber es ist gut.

Daniel Gewand, Münster