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Kirche in 1Live | 24.11.2018 | floatend Uhr
Totengedenken
QR-Codes sind schon ne feine Sache. Sie sind quadratisch, meistens schwarz-weiß gemustert und absolut idiotensicher: Man hält einfach seine Smartphone-Kamera davor, scannt den Code ein und Zack – kriegt man jede Menge Infos auf den Schirm. Nicht nur in der Werbung oder im Museum kann man QR-Codes finden. Manchmal entdeckt man sie auch auf dem Friedhof. Da sind sie dann im Grabstein eingemeißelt oder stehen als kleine Tafel irgendwo zwischen den Blumen und der Grableuchte.
Der QR-Code führt auf eine Internetseite, wo man mehr über den Menschen erfahren kann, der hier begraben wurde. Wie sah er aus? Was war sein Lieblingsessen? Wo war er im Urlaub? Welche Musik hat er am liebsten gehört?
Ich stelle mir vor, ich stehe als Angehöriger an so einem Grab. Ich scanne den QR-Code ein, und auf meinem Smartphone wird der Mensch wie durch Zauberhand wieder lebendig. Ich sehe ein Video, wie er am Strand langgeht. Ich höre seine Lieblingsband und lese, wie er so war - als Vater, als Arbeitskollege, im Fußballverein. Und ich frage mich: Brauch ich das wirklich? Trage ich diese Erinnerungen nicht sowieso ständig mit mir herum? Im Kopf und im Herzen? Was mich wirklich tröstet ist: Jeder Mensch ist nach seinem Tod bei Gott geborgen. Und irgendwann werden wir uns wiedersehen.
Sprecher: Daniel Schneider
