So plötzlich

Der Verkehr rauscht, wir mittendrin. Ein paar Tage ausspannen übers Wochenende, einfach mal raus. Eva sitzt am Steuer, eine souveräne Fahrerin, ich kann schon entspannen und gucke in die Landschaft.

Plötzlich geht es langsamer vorwärts, der Verkehr ist ins Stocken geraten. Eva wechselt auf die linke Spur, da geht es noch etwas flotter. Komisch, auf der Gegenfahrbahn ist kein Auto zu sehen, alles wie leergefegt.

Wir merken auch schnell, warum.

Auf der Gegenfahrbahn hat es einen schweren Unfall gegeben. Ein Auto liegt auf dem Dach, ein anderes ist völlig verformt, über die Fahrbahn sind abgerissene Teile verstreut. Sanitäter stehen herum, Krankenwagen, Polizei. Und, etwas entfernt, ein Leichenwagen.

Und schon sind wir an der Unfallstelle vorbei.

Mein Gott, denke ich. Und kann nichts sagen. Auch Eva schweigt und guckt stur geradeaus. Es geht wieder schneller, Eva wechselt die Spur, wir fahren jetzt ganz rechts. Der Verkehr läuft wieder flüssig, wir fahren langsam.

Plötzlich spüre ich Evas Hand auf meinem Bein. Ich lege meine Hand auf ihre.

„Du, ich liebe Dich“, sagt Eva.

„Und ich Dich erst“, sage ich.

Ich bin so dankbar in diesem Moment. Und gleichzeitig so erschreckt, dass da so plötzlich ein Mensch gestorben ist. Mitten aus dem Leben gerissen. Wie unendlich wertvoll erscheint mir gerade jeder Atemzug.

Sprecher: Daniel Schneider