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Kirche in 1Live | 06.03.2019 | floatend Uhr
Marie-Kondo
Das Marie-Kondo-Prinzip
Falten, falzen, klappen, rollen – Deutschland ist im Aufräumfieber. Und das liegt nicht an der Fastenzeit, die jetzt beginnt. Dank Marie Kondo auf Netflix misten gerade alle Leute die Kleiderschränke aus und sortieren ihre Sachen ganz ordentlich um. Die T-Shirts werden jetzt zusammengeklappt und, nach Farben sortiert, aufrecht in die Schublade gestellt; der ganze Krempel aus dem Keller wird auf einen großen Stapel geworfen und aussortiert. Dabei ist eine Frage ganz wichtig. Das sagt zumindest die Aufräumpäpstin Marie Kondo: „Does it spark joy?“, also: „Bringt dieses Teil mir noch Freude?“ Das soll man sich nun bei jedem alten T-Shirt fragen, bevor man es danach entweder aufrecht in die Schublade stellt oder mit einem „Thank you!“ in die Altkleidersamlung gibt. In diversen Internetforen loben die Marie-Kondo-Fans dieses Prinzip und weiten es auf alle möglichen anderen Lebensbereiche aus. Wenn irgendetwas oder -jemand keine echte Freude mehr bringt, dann wird auch er aussortiert. Man kann da Erfolgsgeschichten lesen von sehr ordentlichen Wohnungen und glücklichen Frauen und Männern, die sich endlich von ihrem joy-losen Partner getrennt haben. Klar, das Ganze ist ein Hype und wird manchmal vielleicht ein bisschen übertrieben, aber diesen Ansatz finde ich irgendwie ganz charmant, und zwar andersherum. Ich frage mich nämlich seit dieser Netflix-Sendung ganz regelmäßig und bewusst: „Do I spark joy?“ Das kann nämlich eine ziemlich gute Guideline für das eigene Verhalten sein: War der Kommentar von mir gerade wirklich hilfreich? Was kann ich in diesem Moment tun, damit mein Gegenüber sich besser fühlt? Habe ich heute schon den Menschen um mich herum gesagt, dass ich sie mag? Marie Kondo wäre sicherlich nicht zufrieden mit dem Zustand meiner Kleiderschränke. Aber mir ist es gerade wichtiger, woanders Freude zu spüren als in meiner T-Shirt-Schublade.
Ela Kornek, Münster
