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Kirche in 1Live | 03.06.2019 | floatend Uhr
Ich muss es sehen, damit ich es wirklich kapiere
In meiner Familie sehen alle
„deutsch“ aus, sind heterosexuell, niemand hat ein offensichtliches Handicap.
Und bis auf wenige Ausnahmen war das auch in meinem Kindergarten, meiner
Grundschule und meiner Jugendgruppe so. Ich musste woanders hingehen, wenn ich
was über Vielfalt lernen wollte.
Ich weiß noch, wie ich in
Amerika mit meiner afro-amerikanischen lesbischen Freundin meine erste Trans-Party
besuche. Und im Augenwinkel zwei gute trainierte und gekleidete dunkelhäutige
Männer sehe und und denke: „Cool, dass es auch Footballspieler mit Stil gibt.“
Und dann küssen sich die beiden. Und mir wird klar, dass ich mir nicht
vorstellen konnte, dass dunkelhäutige Männer auch schwul sein können, bis ich
es gesehen habe.
Ich weiß noch, wie ich in
Köln im Restaurant sitze, und neben unserem Tisch spricht eine Familie ihr Kind
im Rollstuhl türkisch an. Und mir wird erst da bewusst, was ich eigentlich
weiß: Handicaps gibt es auch in türkischstämmigen Familien, wie sollte es
anders sein?
Ich bin so gar nicht stolz
auf meine enge Sicht, - im Gegenteil, oft fühle ich mich beschränkt. Aber ich
bin dankbar, wenn mein Blick sich weitet und ich merke, wie ähnlich und nah wir
uns Menschen doch sind- trotz aller Unterschiede.
Und wenn es für das Erste nur ist, dass wir mit denen, die wir lieben, einen schönen Abend haben wollen.
Sprecherin: Alexa Christ
