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Kirche in 1Live | 08.08.2019 | floatend Uhr
Freunde aussortieren
Letztens habe ich so n Video auf Facebook gesehen. Da hat n Typ mit Zeugen Jehovas gesprochen. Irgendwie hat mich das voll interessiert, weil ich fast nichts über die weiß. In dem Video begleitet der Journalist also ein paar von der Jugendgruppe der Zeugen Jehovas einen Tag lang. Dabei fragt der Journalist auch, wie sich die Gläubigen eigentlich Freunde suchen. „Der Glaube steht im Vordergrund, wer kein Zeuge Jehovas ist, mit denen können wir nicht befreundet sein.“ so ähnlich haben die das gesagt. Irgendwie schon heftig, wenn ich so drüber nachdenke.
So ein richtiges „Aussortieren“. Vielleicht denkt sich jetzt der ein oder andere „jaja, Zeugen Jehovas“… Ich will die aber nicht verurteilen. Sowas passiert überall. So ein Aussortieren von Leuten, je nachdem wie sie sind. Ob Zeuge Jehovas oder nicht. Ob Christ oder nicht. Oder sonst was. Manchmal auch einfach nur, weil man nicht wirklich zu einer Gruppe gehört. Das habe ich selbst erlebt. In einer christlichen Jugendgruppe. Leute, die nicht voll dabei sind, werden nicht wirklich aufgenommen. Ich war zwar lange dabei und war gut integriert, aber ich hab bei anderen gesehen, dass es auch anders laufen kann. Die sind dann einfach „da“. Gehören nicht dazu. Da wird nach anderen Dingen aussortiert: sieht jemand vielleicht nicht perfekt aus? Oder bringt er oder sie sich nicht total in der Gruppe ein? Bei mir in der Jugendgruppe, da waren die Stars die Musiker, oder das Orga-Team. Die waren die Chefs.
Das witzige: Manchmal hätte ich mir damals auch gewünscht, dass da ein wenig mehr der Glauben im Vordergrund steht – wie bei den Zeugen Jehovas. Denn: Zu meinem Glauben gehört für mich die Nächstenliebe. Die gilt nämlich für jeden. Und sortiert keinen aus.
Simon Zalandauskas, Lemgo
