Stoßgebet

„Hallooo, ich bin daaaa!“, rufe ich beim Betreten der Wohnung. „Super! Essen ist auch gleich fertig“, höre ich meine Freundin Julia aus der Küche rufen. An Tagen wie diesen liebe ich mein WG-Leben – nicht nur, dass jemand da ist, der Essen macht, sondern der vor allem zuhört, wenn man unbedingt was loswerden muss. Und das muss ich: „Ich hab gerade kurz vor Feierabend noch unbewusst ein Interview zu meinem Projekt gegeben.“
„Wie, du hast unbewusst ein Interview gegeben?“, fragt Julia nach.

„Naja, meine Kollegin hat mir einen Anruf von einem Journalisten durchgestellt mit der Ansage, er hätte noch ein paar Hintergrundfragen zu dem Projekt. Also hab ich ihm die Fragen beantwortet, aber richtig schlecht, glaub ich… Erst als er meinte, er riefe ja auch an, damit er ein Statement bekäme, wurde mir klar, dass das ein Interview ist und nicht nur einfach die Beantwortung einiger Hintergrundfragen.“ Ich schaue Julia unglücklich an.

„Hoffentlich habe ich nichts Falsches gesagt und der Journalist haut mich nicht in die Pfanne. Auf dem Weg nach Hause hab ich erstmal ein Stoßgebet abgesetzt.“ Julia lächelt mich aufmunternd an. „Das ist doch dein Projekt, niemand weiß da besser Bescheid als du. Vertrau auf das, was du kannst.“ Und dieser einfache Satz meiner Freundin hat mich echt beruhigt. Wie so eine kleine Stoßgebetserhörung zwischendurch. Anders als gedacht und immer noch mit Nervosität vor dem Artikel, aber irgendwie ist die Angst echt kleiner geworden. Hoch lebe die Freundschaft!

Und die Stoßgebete…

Sprecherin: Alexa Christ

Redaktion: Daniel Schneider