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Kirche in 1Live | 11.03.2020 | floatend Uhr
Dankbarkeit
Es ist wieder einmal eine dieser Nächte: Unser Sohn schläft schlecht und alle zwei Stunden muss ich aufstehen, um ihn zu beruhigen. Und während ich im Dunkeln an seinem Bett sitze und versuche ihn in den Schlaf zu schaukeln, muss ich an meine Eltern denken und an all die Zeit und Kraft die sie damals in mich und meine Erziehung investiert haben.
Eigentlich müsste ich mich längst mal wieder bei ihnen melden und ihnen sagen, wie sehr ich sie schätze und wie dankbar ich für eine glückliche Kindheit bin. Wann hab ich das Letzte mal meine Eltern angerufen? Einfach so. Ohne das etwas zu besprechen oder zu organisieren war? Das ist schon wieder viel zu lange her und während ich herzhaft gähne, beschließe ich, gleich am nächsten Tag zuhause anzurufen.
Doch als ich am nächsten Tag das Telefon in die Hand nehme, merke ich, wie schwer es mir fällt, einfach so und ohne irgendeinen Grund anzurufen. Wieso eigentlich? Wieso fällt es mir so schwer, Wertschätzung auszusprechen? Wieso halte ich grundsätzlich so selten inne, um meinen Mitmenschen meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen? Ich freue mich immer über ein Kompliment, ein Dankeschön, eine Umarmung, ein Klopfen auf die Schulter oder ein High-Five und tue mich selber doch so schwer, genau das weiterzugeben.
Alternativ: Das Freizeichen ertönt. Ich überlege, ob ich nicht einfach wieder auflegen soll. Ich komme mir irgendwie albern vor. Doch dann klickt es in der Leitung und ich höre die Stimme meiner Mutter: Ach Junge, wie schön das du anrufst!
Sprecher:
Daniel
Schneider
Redaktion: Daniel Schneider
