Zoom-Instagram

Ich häng im Moment gefühlt dreimal am Tag in ner Zoom Konferenz, skype mit den Kolleg*innen, hab n Teamtreffen bei Jitsi oder nehme an nem Webinar teil. Immer zwei bis zwanzig andere Leute sind mit dabei. Mit Bild und Ton. Und am Anfang war das noch voll aufregend - okay, wie stell ich den Laptop mit der Kamera? Was sieht man als Bildausschnitt hinter mir? Wie sehe ich aus und wie wirke ich besonders interessiert? Das war wie so ne Instagram-Welt für mich. Ich habe am Anfange mehr geachtet wie ich wirke, als darauf, was ich da ganz genau sage

Mit dem fünften Meeting war ich langsam entspannter, mit dem zehnten war mir die Kameraperspektive plötzlich schnuppe und jetzt, gefühlt nach hundert Meetings, sitz ich in meiner Küche mit nem hochgetüdelten Dutt auf dem Kopf und nicke nicht mehr brav in die Kamera. Irgendwann ist mir das egaler geworden - Und irgendwie entlastet mich das total, dass das auf einmal so "normal" ist, obwohl mir das alles vorher super wichtig war. Am Ende ist das im Digitalen bei mir wie im analogen Leben: Das Äußere spielt schon ne Rolle, aber nicht die Hauptrolle. Da gibt es viel Wichtigeres.

Und seitdem ich merke: Den anderen geht's ich genauso, macht es das Ganze lockerer und vertrauter. Alles n Tacken weniger aufgesetzt, aber echt und „real“ in diesen echt unrealen Zeiten.

Rike Bartmann, Münster