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Kirche in 1Live | 11.07.2020 | floatend Uhr
Eid Mubarak in meiner Hood
In meiner Nachbarschaft ändert sich nicht so viel. Die meisten Leute wohnen hier nur, sie sind zugezogen, wie ich. Ihr Leben findet eigentlich woanders statt. Die Häuser sehen alle ziemlich gleich aus. Und die Menschen drin kenne ich zwar vom Sehen, die Namen weiß ich aber von den wenigsten. So gleich wie die Häuser können die Menschen gar nicht sein, aber irgendwie scheinen alle lieber für sich zu behalten, wer sie eigentlich sind, was sie gerne tun, was ihnen wichtig ist.
Deswegen ist mir diese eine Tür auch direkt so aufgefallen. Da stand einfach in bunten Buchstaben „Eid Mubarak“ drauf. Gesegnetes Fest. Eigentlich ist das ja was völlig Normales. Da feiern Leute ein religiöses Fest und schmücken ihr Haus deswegen. So what?
Aber in meinem Viertel ist das eben nicht normal. Da halten die meisten Leute sich ziemlich zurück. Die Einzigen, die mal was Ähnliches gemacht, waren die Leute aus der Freikirche um die Ecke, die an Halloween in ihren Kürbis das Wort Jesus geschnitzt haben.
Warum fällt es so vielen Leuten eigentlich so schwer, von dem zu erzählen, was sie glauben und wie sie das feiern? Vielleicht haben manche Angst, sich zu outen. Ich finde es schön, mitzubekommen, was den Leuten in meinem Viertel wichtig ist, woran sie glauben und welche Feste sie feiern. Vielleicht wäre das auch ein erster Schritt, nicht mehr nur die Gesichter in der Nachbarschaft zu kennen, sondern auch die Menschen dahinter. Und deswegen überlege ich jetzt schon mal, was ich beim nächsten Fest an meine Tür hängen will.
Christian Schröder, Aachen
