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Kirche in 1Live | 02.10.2020 | floatend Uhr
Keiner ist eine Insel
Ich weiß nicht wieso, aber mich faszinieren Landkarten. Ich mag das total mir genau anzuschauen, welche Städte da beieinander liegen, wo die großen Flüsse hin münden und wie die Grenzen verlaufen. Und dann versuche ich mir vorzustellen, wie das Land, das ich mir da anschaue in echt aussieht.
Landkarten mag ich schon seit ich denken kann. Ich weiß noch, wie spannend ich das damals fand, als ich die erste Karte gesehen habe, auf der Deutschland wiedervereinigt war. Ich wusste wie das vorher mit Ost und West ausgesehen hat und plötzlich – zack – einfach keine Grenze mehr in der Mitte. Das war aufregend und ich hab mich gefragt, ob nach und nach einfach alle Grenzen auf Landkarten verschwinden werden.
Morgen wird in unserm Land gefeiert. 30 Jahre Deutsche Einheit. Grenzen gibt’s trotzdem noch viele. Vor allem in den Köpfen. Manchmal denke ich, dass wir eher nach Gründen suchen, die uns von den anderen unterscheiden, als nach dem, was wir gemeinsam haben.
Es gibt da so einen alten Satz, der heißt: „Niemand ist eine Insel“. Das ist so gemeint, dass kein Mensch einfach nur für sich leben kann. Wir hängen immer von anderen Menschen ab und deswegen wirkt sich das immer irgendwie auch auf einen selbst aus, wenn es den Anderen schlecht geht.
Ich hoffe für alle in diesem Land, dass wir das noch mehr verstehen. Dass wir immer nach dem suchen, was uns als Menschen miteinander verbindet. Dass es uns nicht egal ist, welche Probleme Andere haben, solange es nicht unsere eigenen sind. Und das bitte gern auch über die Grenzen hinaus, die heute noch auf Landkarten eingezeichnet sind.
Christian Schröder, Aachen
