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Kirche in 1Live | 22.10.2020 | floatend Uhr
Reich-Bürger
Ich gebe es offen zu: ich bin ein Reich-Bürger! Wohlgemerkt: Reich-Bürger und nicht Reichsbürger! Wichtiger Unterschied! Und zwar deshalb, weil ich in einem Land lebe, das – wie nur ganz wenige auf der Welt – reich an Möglichkeiten ist.
Ich habe ein Anrecht auf Bildung. Ich bekomme eine umfassende Versorgung, wenn ich krank oder hilfsbedürftig bin. Das Grundgesetz sichert mir körperliche und geistige Unversehrtheit zu. Meine Freiheiten sind nur dort begrenzt, wo ich anderen damit schaden würde. Ich darf meine Meinung selbst dann frei äußern, wenn ich sie unreflektiert oder vorschnell gefasst habe. Menschen anderer Herkunft finden bei uns Schutz, wenn sie beispielsweise durch Krieg oder Rassismus an Leib und Leben bedroht sind. Wir sind wirtschaftlich in der Lage, sowohl unseren Wohlstand zu sichern als auch Maßnahmen für eine intakte Umwelt zu ergreifen.
Ja, ich bin ein Reich-Bürger. Auch, weil ich meinen Glauben an Gott offen bekennen und leben darf. Natürlich: es ist nicht alles golden in unserem Land. Es gibt auch schlimme Missstände. Aber wir haben die Möglichkeit, demokratisch daran zu arbeiten und das, was nicht in Ordnung ist, zu verbessern. „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, hat Jesus einmal gesagt. Und mit diesem Satz hat er uns davon entlastet, alles perfekt hinbekommen zu müssen. Dafür wird er einst selbst sorgen. Aber schon im Hier und Jetzt ist der Same gelegt für das, was kommen soll. Und als Reich-Bürger habe ich das Recht, am Aufblühen dieses Samens mitzuwirken. Und manchmal auch die Pflicht, diejenigen in die Schranken zu weisen, die mit ihren braunen Stiefeln diesen Samen zertreten wollen.
Sprecher: Daniel Schneider
Redaktion: Daniel Schneider
