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Kirche in 1Live | 23.10.2020 | floatend Uhr
Nachsehen
Manchmal stellt sich schon die Frage: Wo bist du eigentlich Gott? Warum gibst du dich nicht zu erkennen? Ich möchte deine Pläne, deine Absichten wissen! Für mich. Für diese Welt. Aber: er hält sich bedeckt. Gibt sich nicht eindeutig zu erkennen. Will er mich damit schützen? Weil mich dieses ersehnte Wissen überfordern würde? Auf jeden Fall fühle ich mich manchmal alleingelassen und ich habe das Nachsehen.
Aber vielleicht will er auch genau das: dass ich nachsehe. Dass ich genauer nachsehe, wo er längst zu finden ist. In den Worten der Bibel zum Beispiel. Oder im Gebet. Bestimmt auch immer wieder im liebevollen Lächeln eines Mitmenschen. Und ebenso in seinen Tränen. Vielleicht möchte er auch, dass ich nachsichtiger werde. Im Umgang mit dem Menschen, die mir das Leben schwermachen. Und vermutlich auch im Umgang mit mir selbst.
Andererseits wäre es naiv zu glauben, dass mir solches Nachsehen die schlechten Erfahrungen, die ich im Leben machen musste, einfach wegradieren könnte. Sie bleiben und prägen mich. Sie gehören ebenso wie die guten Erfahrungen zu mir. Sind Teil meiner Persönlichkeit.
Letzten Endes läuft es wohl darauf hinaus, dass ich mich an die Worte Jesu halte, die er uns im Vater Unser beigebracht hat. „Dein Wille geschehe – wie Himmel, so auf Erden.“ Denn wenn ich mir diese Bitte wirklich zu Herzen nehme, nehme ich Gott in Pflicht. Dann kann und wird er sich nicht einfach bedeckt halten. Und er wird nicht nur manchmal, sondern immer nachsehen, wie es mir geht.
Sprecher: Daniel Schneider
Redaktion: Daniel Schneider
