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Kirche in 1Live | 06.11.2020 | floatend Uhr
… mit Schirmchen
Ich kann gar nicht genau sagen, was es war, aber irgendwie lief alles schräg oder eben gar nicht. Ich kam nach den Ferien einfach nicht in die Routine zurück, mir fehlten gute Ideen für meine Arbeit und auch zeitlich lief ich den Terminen und Aufgaben nur hinterher.
Oft kam ich völlig genervt nach Hause und habe nicht selten meinen Frust an den Leuten ausgelassen, die mir eigentlich am wichtigsten sind. Das steigerte nur das schlechte Gefühl.
Vor jedem Wochenende nahm ich mir vor, endlich mehr Struktur zu bekommen und vor allem, mich mal zurückzuziehen, um mir einen Plan zu machen oder einfach zu schlafen. Auch das klappte nur mäßig…
Beim Aufräumen fand ich dann eine kleine Tüte mit einer Insel mit Palme drauf: „Kurzurlaub“ stand da. In dem Päckchen waren Süßigkeiten und ein Eis-Schirmchen. Meine Schwester hatte es mir bei meinem letzten Besuch bei ihr aufs Kopfkissen gelegt.
„Genau!“, dachte ich. „Kurzurlaub!“ Und dann: „Aber nicht jetzt – später!“ Ich legte das Päckchen in der Küche ab.
Einige Stunden später saß ich über der Arbeit am Küchentisch und fing schon wieder an mir die Haare zu raufen. Da schob mir jemand von der Seite ein großes Glas mit Limo und Eiswürfeln rüber – das aufgespannte Schirmchen oben drin. „Kurzurlaub“, hörte ich meinen Mitbewohner sagen.
Ich schaute hoch und sah sein Lächeln. „Danke!“, sagte ich und lächelte zurück.
Sich mal eben ausbremsen lassen, abzuschalten und innerlich für einen Moment auf Kurzurlaub gehen – vielleicht ist das genau das, was es im Alltag viel öfter braucht als den großen Durchbruch.
Sprecher: Daniel Schneider
Redaktion: Daniel Schneider
