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Kirche in 1Live | 22.01.2021 | floatend Uhr
Vom Baumarkt gelernt
Kurz vor dem Lockdown, war ich noch im Baumarkt. Ich brauchte ein Verbindungsstück zwischen dem Abwasserschlauch meiner neuen Waschmaschine und dem Abwasserrohr in meiner Badezimmerwand. Gar nicht so einfach. Vor dem hohen Regal in der Sanitärabteilung bin ich mir unsicher. Und weil ich nichts falsches kaufen möchte, suche ich jemanden, der handwerklich mehr Ahnung hat als ich. Und ich finde sie. Zwei Gänge weiter - eine Baumarktmitarbeiterin. Ich spreche sie an und erkläre ihr mein Problem. Sie hört zu, überlegt kurz und führt mich zu dem Regal an dem ich vorher schon allein gestanden habe. Dort greift sie zielsicher nach einem weißen Verbindungsstück aus Plastik. „Das müsste es eigentlich sein, aber ich bin hier halt nur die Aushilfe.“ Dabei dreht sie sich um und verschwindet. Kurz bevor ich mich anfange extrem aufzuregen über so eine Unfreundlichkeit, kommt die Baumarktmitarbeiterin mit einem Lächeln auf den Lippen zurück und erklärt mir: „Ich habe den Kollegen gefragt. Das hier ist genau das was sie brauchen. Entschuldigung, ich habe eigentlich keine Ahnung. Ich bin hier halt nur die Aushilfe.“
Als ich den Baumarkt verlasse, habe ich nicht nur das richtige Verbindungstück in der Hand, sondern auch noch was gelernt: Es ist egal wofür genau du bezahlt wirst oder welchen Titel du hast, Hauptsache an dem Ort wo du bist, hörst du den Menschen zu und kümmerst dich um sie.
Und das gilt nicht nur für Baumarktmitarbeiter*innen, sondern in der gesamten Dienstleistungsbranche - auch für die Kirchen. Und in Corona-Zeiten, auf Abstand oder digital: Da sein, zuhören und kümmern.
Daniel Gewand, Münster
