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Kirche in 1Live | 18.02.2021 | floatend Uhr
Ungebetener Gast
Es nervt mich immer ein bisschen, wenn jemand
so ganz unangekündigt vorbeikommt. Im schlimmsten Fall habe ich dann eine
Stunde lang so einen ungebetenen Gast an meinem Küchentisch sitzen, der mich
voll labert – und eigentlich hätte ich tausend andere Sachen zutun… Und jetzt
sitzt hier seit einem Jahr ein ziemlich ungebetener Gast rum und macht sich
breit: Corona, die alte Nervensäge. Klar, als sie letztes Jahr plötzlich so reinfiel,
da war ich erst so irritiert, dass ich gar nicht richtig wusste, was ich jetzt machen
soll. Und irgendwie war’s ja auch ganz ok, weil das Wetter mitgespielt hat und
ich gemerkt habe: Dieser Gast zwingt mich jetzt mal, einen Gang rauszunehmen
und ein bisschen langsamer zu machen. Draußen schien die Sonne, alles war so
ein bisschen im Schlummermodus. Ziemlich chillig. Und klar, Corona hing da auch
rum, aber so richtig genervt hat sie mich da noch nicht. Irgendwann wurde es
mir aber langsam zu viel mit ihr. Ich will meinen ganz normalen Alltag
weiterleben, und mittlerweile macht mir Corona ja auch richtig Angst. Ich denke
irgendwie den ganzen Tag daran, dass sie da noch rumsitzt und mich nervt. Aber
gehen will die irgendwie immer noch nicht. Inzwischen bestimmt sie, wohin ich
gehen kann und wen ich treffen darf oder auch nicht. Ich habe echt die Schnauze
voll! Rausschmeißen kann ich sie nicht, aber was anderes: Ich lasse sie nicht
mehr so an mich ran und ich schenke ihr nicht meine ganze wertvolle Energie.
Ich bleibe höflich und vernünftig und halte mich an alle Spielregeln: also Abstand
halten, Hände waschen, Maske auf, zu Hause bleiben. Denn ich weiß, dass jeder
ungebetene Gast irgendwann auch wieder verschwinden wird. Boah, was freue ich
mich auf diesen Tag!
Ela Kornek, Münster