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Kirche in 1Live | 27.02.2021 | floatend Uhr
MathematikerInnen
„Na an die Typen“, sage ich, „die die ersten Computerprogramme geschrieben haben.“
Maya und ich diskutieren über die Frage, ob wir „geschlechtersensibel“ sprechen müssen. Gendersternchen und so. Ich bin etwas genervt.
„Siehst Du“, sagt Maya triumphierend. „Tatsächlich schrieb die britische Mathematikerin Ada Bryon im 19. Jahrhundert das erste Computerprogramm. Die Formulierung gibt aber was anderes vor.“
„Aber…“ setze ich an. Doch Maya setzt nach:
„Sprache“, sagt sie, „bildet Wirklichkeit ab. Und sie verändert auch unsere Wahrnehmung von der Wirklichkeit. Wenn Du beim Erzählen etwas weglässt, dann kann man sich das Weggelassene eben nicht mit vorstellen. Das gibt dann eine andere Realität von der Situation. Und wie über Menschen gesprochen wird, wie wir sie bezeichnen, sagt eine Menge darüber aus, welchen Wert wir ihnen in der Gesellschaft zu gestehen.“
Tatsächlich ist mir aufgefallen, denke ich, dass man seit einiger Zeit in Talkshows die Leute häufiger „Politiker*innen“ und „Mitarbeiter*innen“ sagen hört. Davor kannte ich das eigentlich nur aus wissenschaftlichen Texten. Dass ich finde, dass das manchmal etwas umständlich und anstrengend ist, lässt Maya nicht gelten.
„Da hast Du zwar recht“, sagt Sie. „Aber man kann es üben.“
Nachdenklich entdecke ich später im Internet die Seite geschicktgendern.de – da kann man Vorschläge für Formulierungen finden. Zufrieden stelle ich fest: es gibt manchmal auch schönere Möglichkeiten, als das Gendersternchen.
Sprecher: Daniel Schneider
Redaktion: Daniel Schneider
1 Vgl. Woolley, Benjamin (2005): Byrons Tochter. Ada Lovelace – Die Poetin der Mathematik. Berlin.