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Wenn ich zurzeit was Neues sehen will, dann renne ich abends durch Wälder und Städte, klettere auf Berge und erforsche irgendwelche Höhlen nach Schätzen - und muss dafür noch nicht mal raus. Ja, ich geb’s zu: Seit einem Jahr zocke ich viel mehr auf meiner Playstation als früher. Am meisten mag ich Open World-Spiele, also die, bei denen der Weg, den ich im Spiel gehe, nicht vorherbestimmt ist. Ich kann mir aussuchen, ob ich erst noch eine Klettertour mache oder mich doch direkt in den nächsten Kampf stürzen will. Stück für Stück wird immer mehr von der Landkarte der Spielwelt sichtbar. Wege zeigen sich. Endlich kann ich mich orientieren.

Ich hab überlegt, warum mich diese Art von Spielen so faszinieren. Und ich dachte es wäre, weil ich da Abenteuer erleben kann, für die im echten Leben entweder die Zeit oder das Geld fehlt- oder der Mut. Aber dass ich im Game simuliere, wie das auch in der echten Welt ist. Nämlich, dass ich auch da alles schaffen kann, wenn ich mich ein bisschen geschickt anstelle. Dass ich die echte Welt im Prinzip auch einfach nach und nach komplett erforschen und erobern kann.

Mein Wunsch, weiterzuspielen ist in den letzten Monaten immer größer geworden. Ich glaube, das liegt paradoxerweise daran, dass das Leben eben gerade mit aller Wucht zeigt, dass Open World Spiele nur eine Fantasie bedienen. Die einer Welt, die komplett kontrollierbar ist. In der ich nur die richtigen Entscheidungen treffen muss, um da gut durchzukommen. So einfach ist es leider nicht. Aber seit ich mir das klarmache, kann ich meine Spiele als das sehen, was sie sind: Der Wunsch nach spannenden Erlebnissen ohne großes Risiko. Und nach dem Vertrauen, dass sich jemand bei der Story was gedacht hat.

Christian Schröder, Aachen