Lachspur

Comedy-Serien sind einfach nicht mehr das, was sie mal waren. Wenn ich alte Folgen von Friends oder How I Met your mother schaue, merke ich sofort, was heute fehlt. Die Lachspur. Das sind diese künstlichen Lacher, die früher nach jedem Gag eingespielt wurden - obwohl das überhaupt nicht mehr nötig war. Ursprünglich ist die Lachspur erfunden worden, als Serien noch vor Live-Publikum aufgenommen worden sind. Und weil das echte Publikum oft zu lang, zu laut oder zu kurz gelacht hat, wurden das Lachen irgendwann künstlich eingespielt. Für mich hat sich das immer angefühlt, als wollten die Serienmacher mir sagen, wann ich was lustig finden soll.

Es gibt aber noch nen anderen Grund fürs Überleben der Lachspur.
Die Zuschauer lachen nämlich tatsächlich eher über Witze, wenn andere auch lachen. Wissenschaftler haben rausgefunden, dass die Leute Witze lustiger fanden, die eine Lachspur dabei gehört haben, als Leute, die keine gehört haben. Kurz gesagt: Lachen steckt an und die Lachspur gibt quasi die Erlaubnis, zu lachen.
Niemand möchte sich wie ein Idiot fühlen, weil er alleine über einen Witz lacht.

Früher, da fand ich dieses künstliche Lachen eher nervig. Jetzt gerade, wo ich schon so lange nicht mehr mit mehreren in einem Raum zusammen gelacht habe freue ich mich über jede Lachspur. So als würde mich das daran erinnern, dass ich mir trotz Pandemie und alldem ab und zu erlauben soll, einfach über einen schlechten Witz zu lachen.

Christian Schröder, Aachen