Prävention

Wenn ich Leuten erzähle, was ich bei der Arbeit so mache, dann checken die das oft nicht. Dann sag ich so: „Ich arbeite für die katholische Kirche und mache da Prävention von sexualisierter Gewalt.“ Dann kommt so „Häh, wie Prävention? Macht das nicht ne Krankenkasse? Und warum Gewalt? Check ich nicht.“ Also, für Alle mal Schritt für Schritt: In der katholischen Kirche gab und gibt es Missbrauch. Da wurden und werden Kinder und Jugendlichen missbraucht, aber auch Erwachsene, Menschen in Altenheimen, Krankenhäusern und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. All das wurde verschleiert, jahrelang, untern Teppich gekehrt. Und nach und nach kam das raus. Und seit zehn Jahren geschieht da was. Wir machen Präventionsarbeit. Endlich, wenn ihr mich fragt! Das wurde auch allerhöchste Zeit! Wir werden es vermutlich nie schaffen, dass es in der Gesellschaft gar keine sexuellen Übergriffe mehr gibt. Aber was wir schaffen können ist, dass Kinder und Jugendliche bei uns auf Erwachsene treffen, die ihnen zuhören. Erwachsene, denen sie sich anvertrauen können. Die dann auch wissen, wie man damit umgeht und wo man sich Hilfe holen kann. Auch wenn die Gewalt gar nicht in der Kirche passiert ist, sondern vielleicht zuhause oder in der Schule. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie häufig das der Fall ist. Jedes vierte Mädchen und etwa jeder zehnte Junge ist von sexualisierter Gewalt betroffen. Das sind so krasse Zahlen. In der katholischen Kirche gibt’s also solche Präventionsschulungen, für Hauptberufliche und Ehrenamtliche, manche sind ein Tag, andere zwei oder drei Tage. Da geht’s um viele kleine Themen: Was sind überhaupt Grenzverletzungen? Wo geht sexualisierte Gewalt los? Was kann ich im Vorfeld tun? Was kann ich tun, wenn sich ein Kind mir anvertraut? Wo finde ich dann Hilfe und Unterstützung? Was sollte ich auf gar keinen Fall tun? Und wenn ihr mich fragt: Das müsste überall so sein. In jeder KiTa, in jeder Schule, an jedem Ort, an dem Kinder und Jugendliche sind. Nicht nur in der katholischen Kirche.