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Kirche in 1Live | 04.08.2021 | floatend Uhr
Vergeben
Meine Oma wurde letztes Jahr von 2 jungen Leuten ausgeraubt. Irgendwie verarscht, auch sogar ziemlich gut, weil meine Oma auch ziemlich schlau ist und sich nicht so einfach reinlegen lässt. Auf jeden Fall waren die in ihrer Wohnung und während der eine meine Oma abgelenkt hat, hat die andere die Sparbox geplündert. - Das war vor Weihnachten und war so das Gesparte, was Oma für Geschenke und die Feiertage angesammelt hatte.
Ich war so sauer, als ich das gehört habe, weil Oma so ein
herzensguter Mensch ist und immer zuerst an andere denkt, total selbstlos, find
ich schon krass. Und diese Gutherzigkeit wurde einfach brutal ausgenutzt – da
hab ich richtig gemerkt, wie das in mir hochgekocht ist. Ich hab mir auch
gewünscht, dass die Leute, die das getan haben,
dafür ‘ne gerechte Strafe bekommen. Ich war
wirklich richtig wütend.
Und dann habe ich gehört, was Oma dazu gesagt hat: „Wenn sie so etwas tun müssen, dann haben sie das Geld vielleicht ja nötiger als ich.“ Das fand ich irgendwie heftig. In so einem Moment einfach die andere Seite zu sehen. Das macht die Sache nicht besser und natürlich ist das trotzdem falsch. Aber in dem Moment, in dem einfach klar war, das Geld ist weg, es kommt nicht wieder, da kam von meiner Oma keine Wut, höchstens Trauer, weil sie an die Weihnachtsgeschenke dachte, aber vor allem hatte sie in ihrem Herzen noch Platz für die beiden, die sie ausgeraubt hatten. Ich glaub, so geht Vergebung…
Simon Deregowski, Köln.
