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Kirche in 1Live | 02.09.2021 | floatend Uhr
Wie im Mittelalter
Letzte Woche war ich abends in so ‘nem Motto-Restaurant. Das Thema war „Mittelalter“ – überall standen Ritterrüstungen rum und im Hintergrund klimperte Harfenmusik. Wir haben unser Bier aus so dicken Tonkrügen getrunken und dazu Klöße gegessen mit brauner Soße. Ziemlich special, aber auch ganz witzig. Irgendwann ging’s dann auch in unserem Gespräch ums Mittelalter. Um Burgen und Höfe und darum, dass Frauen wie ich mit ‘ner großen Klappe wahrscheinlich nix zu lachen hatten damals. Und dass die mächtigen Männer unter sich entschieden haben, wie es zu laufen hat in ihrem kleinen Reich. Wir waren uns alle einig: Mann, sind wir froh, dass sich unser Abstecher ins Mittelalter auf diesen einen Abend beschränkt. Aber dann macht einer von uns, so halb als Witz, ‘ne Bemerkung, die ganz schön gesessen hat: „Naja, aber ihr mit eurer katholischen Kirche steckt ja auch noch im Mittelalter fest.“ Puh, voll ins Schwarze getroffen. In dem Moment, da wollte ich eigentlich direkt sagen: „Ey, jetzt übertreib mal nicht!“ oder „Jetzt lass mal dieses pauschale Kirchenbashing sein!“ Aber das konnte ich nicht. Denn: Da ist was Wahres dran. Vielleicht spielt sich das Ganze heutzutage nicht mehr auf Burgen und Höfen ab, aber in meiner Kirche entscheiden immer noch viel zu oft wenige mächtige Männer unter sich, wie etwas laufen soll. Und da haben es ja auch Frauen immer noch schwer. Fast wie im Mittelalter. Denn es reicht einfach nicht, dass Frauen die Kommunionkinder bespaßen oder für‘s Kuchenbuffet beim Pfarrfest sorgen. Solange sie nicht ganz selbstverständlich in den Messen predigen und Gemeinden leiten, gibt es noch sehr viel Luft nach oben bei der Gleichberechtigung. Da müssen wir echt mal ran, wir leben nämlich nicht mehr im Mittelalter.
