Weg mit der Angst

Vor einer Woche ist in meiner Kirche eine Bombe geplatzt. Über 120 Menschen haben sich bei der Aktion #outinchurch gleichzeitig geoutet. Sie sind schwul, lesbisch, bi, trans oder nicht-binär. Und sie alle arbeiten und engagieren sich in der Kirche. Und sie haben Angst. Weil die offiziellen Regeln meiner Kirche immer noch verbieten, dass das so ist: in Partnerschaften leben, die nicht hetero sind zum Beispiel, oder eine Geschlechtsangleichung zu machen, zum Beispiel. Klar, viele Gläubige vor Ort sehen das selber anders und haben damit kein Problem, aber eben auch nicht alle. Und deshalb können die Betroffenen nie sicher sein, ob ihnen nicht doch gekündigt wird, wenn sie zum Beispiel heiraten. Das muss sich ändern, finden zum Glück immer mehr Leute und dafür war #outinchurch hoffentlich jetzt der Anstoß.

Ich bewundere alle, die da mitgemacht haben für ihren Mut – aber ich denke auch an die, die diesen Schritt für sich noch nicht machen konnten. Die Kirche ist – auch hier im Sektor – einer der größten Arbeitgeber. Und deswegen ist natürlich klar, dass da draußen viel, viel mehr als die 120 sind, die als quere Menschen bei der Kirche arbeiten. In Kitas, Krankenhäusern und Pflegeheimen, in Schulen und Kirchengemeinden. Ich wünsche euch, dass euch die Aktion #outinchurch Mut gemacht hat und die Bestätigung, dass ihr gut so seid, wie ihr seid. Und alle anderen in der Kirche sollten jetzt endlich mal Druck machen, damit sich auch was ändert. Fast alle gläubigen Menschen, die ich kenne, finden in ihrem Glauben sowas wie Trost und Hoffnung und Geborgenheit. Sowas wie einen safe space eben. Es wird Zeit, dass meine Kirche zu so einem wird.

Christian Schröder, Aachen