Herzliche Einladung

Ich muss sagen, momentan hab ich immer mal wieder so Fremdschäm-Momente wenn ich
durch Köln radle. An jeder Ecke lauert auf ner ordentlich großen Werbetafel ein Plakat, auf
dem steht: „Ich bete weil…“
Und ich schäme mich, weil ich euch ja auch regelmäßig was vom Glauben erzähle.
Und das liegt gar nicht mal so sehr am Layout, das by the way jetzt aber halt auch nicht so
unfassbar gelungen ist.
Auf einem Plakat steht „Ich bete, weil ich liebe“. Das ist zum einen ungefähr so originell wie
die neue Impfkampagne, bei der man sich nach Millionen Werbebudget auf „Impfen Hilft“
geeinigt hat. Zum anderen muss sich die Kirche die Fähigkeit wirklich zu lieben momentan
vielleicht erstmal wieder erarbeiten.
Und auf einem anderen Plakat ist dann ein Priester in seiner Kutte drauf und irgendwie sieht
der auf dem Seitenstreifen der Hauptstrasse so merkwürdig fehl am Platz aus. Unpassend.
Und das find ich schade. Weil da hat sich ja jemand was bei gedacht. Mit Sicherheit steckt
dahinter auch der Wunsch, mit einer bestimmten Message Leute direkt in ihrem Alltag
abzugreifen. Aber warum dann die klassische Priesterkutte? Ich seh da ein Foto, direkt im
Kirchengebäude geknipst und das hängt jetzt halt hier am Straßenrand.
Sicher, der Glaube sollte rein in den Alltag - rein in das echte Leben!
Aber sorry: Dafür muss sich die Kirche doch erstmal verändern.
Und bevor Kirche jetzt überlegt, wie man das, was man schon immer so gemacht hat,
besonders lässig auf Plakaten inszenieren könnte: Erstmal die Kirchen-Tür aufmachen,
rausgehen, schauen, was hier auf der Hauptstraße eigentlich abgeht und da dann den
Glauben wirklich leben.
Einladen ist das eine. Aber ich muss auch wissen, wen ich einlade.
Simon Deregowski, Köln.