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Kirche in 1Live | 08.04.2022 | floatend Uhr
Die Liste der bedeutsamen Fremden
Die Liste der wichtigsten Menschen in meinem Leben ist relativ schnell zusammengestellt: Familienmitglieder und Freunde – fertig. Jetzt habe ich allerdings in einem Magazin für Psychologie gelesen, wie wichtig die „bedeutsamen Fremden“ in unserem Leben sind. Die hätten eine eigene Liste verdient. Es geht um Menschen, wie die sympathische Frau, die oft neben mir auf dem Crosstrainer schwitzt, oder die Bedienung in meinem Stamm-Café, die immer so nett grinst.
Begegnungen
mit Unbekannten erzeugen ein emotionales Echo, so nennen es die Wissenschaftler.
Wenn es positiv ausfällt, verbreitet dieses Echo eine wohltuende flüchtige
Vertrautheit. Das Zusammentreffen mit Fremden – und sei es nur ein Blick – gibt
uns das gute Gefühl, gesehen zu werden. Eine Rolle in der Welt zu spielen,
einfach dazuzugehören. Das schöne Gefühl kann beim Einkaufen entstehen,
wenn
uns jemand unvermittelt anlächelt, oder wenn wir uns in der S-Bahn
unterhalten.
Manchmal sind es gerade diese bedeutsamen Fremden, die uns einen entscheidenden Job-Hinweis geben. Bei einer lockeren Plauderei sagen sie genau den Satz, der den Knoten in unserem Kopf löst. Ein Gespräch in der Warteschlange beim Ticketkauf hat mich mal auf die Lösung eines Beziehungsproblems gebracht. Und was besonders klasse ist: Sie können uns auch über Insta und Co begegnen. Solche online geknüpften Beziehungen haben sich gerade auch während der Corona-Einschränkungen als wichtige emotionale Stütze erwiesen. Die flüchtige Intimität gibt uns etwas, was wir genauso brauchen. Genau wie die tiefe Beziehung zu Freunden.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Daniel Schneider
