Quarantäne-Begegnungen

Vor acht Wochen hatte ich Corona. Super milder Verlauf, ich war doppelt geimpft und hab nur n paar Tage gehustet, das war alles! Gott sei Dank, da kenn ich auch viel schlimmere Verläufe... Die ersten drei, vier Tage in der Quarantäne waren echt entspannt, mir ging‘s total gut, ich hab viel Serien geguckt und gemütlich auf der Couch gelegen. N bisschen wie Urlaub. Aber irgendwann ist mir die Decke auf den Kopf gefallen. Ne kleine Dachgeschosswohnung, zwei Zimmer, 40qm, nicht raus dürfen, obwohl ich mich dabei doch irgendwie gesund und fit gefühlt habe. Dann hab ich angefangen, mich zu verabreden. Jeden Abend hab ich nen digitalen Spieleabend mit Freund*innen aus ganz Deutschland gemacht. Nachmittags nen Kaffee auf meiner Couch getrunken und direkt neben mir online meine Freundin. Quatschen mit den Nachbarn übern Videochat, zusammen digital kochen, all das hat mich echt gerettet. Ich war allein in meiner Wohnung, aber nicht allein allein.

Mir haben sooo viele Menschen Hilfe angeboten, mal zum Einkaufen, mal zum Post einsammeln, aber das Allerschönste und Wertvollste für mich war, wenn einfach jemand zum Quatschen da war. Mit ner Sprachnachricht oder per Zoomcall. Egal, wann und wie ich das gebraucht habe. Ich hab mit Freunden gequatscht, die ich jahrelang nicht gesehen oder gehört habe. Da war meine Welt plötzlich viel größer als 40 qm.

Rike Bartmann, Münster