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Kirche in 1Live | 26.04.2022 | floatend Uhr
Tschernobyl
Kim will leben und deshalb macht sie Krach. Auch
wenn das Thema Klimaschutz in den letzten Monaten in den Hintergrund gerückt
ist; sie ist immer noch aktiv, mischt sich ein, bleibt laut, weil diese Welt
ihr nicht egal ist; weil sie leben will. Von Tschernobyl und der
Atomreaktor-Katastrophe hat sie erst in den letzten Wochen durch den Krieg in
der Ukraine gehört. Und deshalb hat Kim ihre Eltern gefragt, wie das damals
denn so war, 1986. Und ihr Papa erzählt: „Wir sollten nicht in den Regen gehen.
Und Obst und Gemüse aus dem Garten wurde weggeschmissen“. Die radioaktive Wolke
war Richtung Westen gezogen. Auch nach Deutschland. „Hattet ihr Angst?“ fragt Kim.
„Nein“, sagt ihr Vater. „Wir konnten die Gefahr ja nicht sehen.“ Heute ist diese
Explosion im Reaktor von Tschernobyl auf den Tag genau 36 Jahre her. Zum
Umdenken in der Energiepolitik hatte sie nicht geführt. Das kam erst 25 Jahre
später durch die Katastrophe von Fukushima. Und jetzt? Kim hat keinen Bock auf
solche Katastrophen. Sie findet, dass die Welt und ihr Klima jetzt, sofort
viele Komplizen braucht, die ihr beistehen, weil die Menschen aus den
Katastrophen eben doch nicht lernen. Solange die Supermarktregale voll sind, vergessen
sie, dass es trocken wird auf der Welt. Zu Trocken zum Ernten. Solange die
Menschen im Urlaub in die Sonne fliegen, vergessen sie, dass es regnet. So sehr
regnet, dass Sturzbäche Dörfer und Städte überfluten. Solange der Akku vom
Handy aufgeladen ist vergessen sie, dass die Energie eben doch nicht aus der
Steckdose kommt. Das Klima ist aus dem Gleichgewicht und die Menschen sind
vergesslich. Das macht Kim wahnsinnig und deshalb erinnert sie, indem sie Krach
macht und mit Fridays for Future für den Klimaschutz auf die Straße geht. Einfach
weil sie leben will.
Martin Kürble, Düsseldorf