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Kirche in 1Live | 13.05.2022 | floatend Uhr
Friedensdemo
Ich weiß noch, dass ich ziemlich aufgeregt war. War mir nicht sicher, ob überhaupt jemand kommt. Wir hatten sowas schließlich noch nie gemacht. Aber wir wollten wenigstens ein Zeichen gegen den Krieg setzen. Dass die USA Afghanistan bombardieren, würden wir nicht verhindern können. Das war uns auch klar. Trotzdem haben mein bester Freund und ich, damals so um die 18, in unserer Kleinstadt eine Lichterkette gegen den Krieg angemeldet. Mit so viel Unterstützung hatten wir nicht gerechnet. Gefühlt die ganze Stadt war gekommen. Viel geredet haben wir nicht. Nur gesagt, dass wir nie wieder Krieg wollen und dann haben wir mit den vielen Menschen eine lange Lichterkette durch den Stadtpark gebildet.
Heute ist wieder Krieg und niemand organisiert Lichterketten. Ich auch nicht. Stattdessen reden wir über Waffenlieferungen und steigende Ausgaben für die Bundeswehr. Wie ist das passiert? War meine Absage an Krieg damals doch nicht so ernst gemeint? Was würde mein 18jähriges Ich zu mir sagen? Ja, ich kann mir in der jetzigen Situation nicht vorstellen, einfach nur weiter „Nie wieder Krieg“ zu sagen, wenn das faktisch bedeutet, dass der Krieg eben doch weitergeht.
Mir gefällt nicht, dass für Frieden mehr Waffen nötig sein sollen. Aber eins ist für mich immer noch klar: Wenn Krieg ist, muss man auf der Seite der Opfer stehen und alles tun, um sie vor noch mehr Leid zu schützen.
Christian Schröder, Aachen