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Kirche in 1Live | 01.08.2022 | floatend Uhr
Tomate, mach' hinne
Okay, ich oute mich mal: Ich habe eine Tomaten aufm Balkon. Vor nem halben Jahr habe ich die gesät – und jetzt sind schon n paar von denen reif.
Das ist schon cool, das zu essen, wo ich weiß, wo es herkommt. Dass die Tomate nicht weit geliefert werden muss. Ist ja auch gut gegen den Klimawandel.
Aber dann ist da noch was: Ich bin irgendwie total davon
begeistert, mich um die Pflanze zu kümmern und die zu beobachten. Zu sehen, wie
aus der Blüte langsam die Frucht wird und die langsam wächst und reift.
Da ist irgendwie ganz viel, das ich überhaupt nicht sehen und verstehen kann. Was
aber im Verborgenen geschieht. Und wenn ich einfach nur so beobachte, dann
merke ich: Irgendwie geht es mir voll gut. Ich bin so ruhig.
Es gibt aber auch viele Momente, in denen sich dann mein Kopf einschaltet, der so ein bisschen ungeduldig ist. Der sagt: Ey Tomate, mach mal hinne! Warum dauert das so lange? Die Stimme guckt nur darauf, was noch nicht ist. Die sagt: Es fehlt noch was! Die vermittelt: Und vermittelt irgendwie: Ach, wenn es diese Tomate auch schon reif wäre, dann wäre es ja besser. Und das macht mich selber auch unruhig und unzufrieden.
Diese kritische Stimme ist ganz schön laut. Die ignorieren? Schwierig…. Aber ich merke: Eigentlich geht es mir besser, wenn ich nicht denke, sondern beobachte und da bin. Darin liegt irgendwie so ein Stück Glück. Innere Ruhe. Und das ist etwas, wonach ich suche. So ne Art: innerer Klimawandel.
Tobi Schulte, Soest