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Kirche in 1Live | 04.08.2022 | floatend Uhr
Mehr Applaus
Sonnenbrille auf, Urlaubsmodus an. Ich war letztens in Rom und habe mich einen Nachmittag einfach nur an der Engelsburg in die Sonne gechillt... ist so ‚n Touri-Hotspot da, direkt am Fluss, super Sicht auf den Vatikan… Läuft.
Dann kommt auch noch ein Straßenmusiker vorbei. Der hat seine E-Gitarre ausgepackt, n Verstärker, und spielt einfach freestyle n paar Lieder. Keine Ahnung, 7 Nations Army oder Wrecking Ball.
Joa, ich muss sagen: In der Situation ist alles tutti. Alles gut. Und durch die Musik auch gerade so unbeschwert.
Für mich komisch: Obwohl da echt viele Touris wie ich sind,
applaudieren
voll wenig Leute diesem
Musiker. Wie ist das wohl für den? Ich mein: Der kommt hier hin, zeigt, was er
kann, setzt sich den Blicken anderer aus – und bekommt vielleicht auch voll
wenig nur zurück.
Ich meine auch ich: Ich habe mal applaudiert, mal nicht. Der konnte gar nicht so ahnen, wie gut das in dem Moment für mich war.
Später habe ich auch gedacht: Wie ist das wohl sonst bei mir?
Ich denke voll oft darüber nach: Alter, was denkt der oder die wohl über mich? Mögen die mich wirklich? Und: Wenn ich das damit verbinde, was ich über den Musiker gedacht habe, dann merke ich: Ey, ich mache mir locker viel zu viele Gedanken.
Die anderen denken wahrscheinlich viel besser über mich, als ich das ahne. Die sagen das halt nur nicht ständig. Mach ich ja auch nicht. Ich unterschätze, wie sehr mich andere mögen. Und ich zeig das viel zu selten anderen.
Mal n bisschen mehr Applaus im Leben – das ist mir von der Engelsburg in Rom hängengeblieben.
Tobi Schulte, Soest
