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Kirche in 1Live | 01.01.2023 | floatend Uhr
Papst mit Licht und Schatten
Joseph Ratzinger ist tot. Die Meisten haben ihn besser gekannt als Papst Benedikt XVI. Acht Jahre lang war er Oberhaupt der katholischen Kirche. Schon bevor er Papst wurde, hat er die Kirche als einflussreicher Theologe geprägt. Und dann wurde Ratzinger im Frühjahr 2005 als erster Deutscher seit 500 Jahren Papst. In seinem Leben gab es – wie bei jedem Menschen – Licht und Schatten.
Nach seiner Wahl war ich beeindruckt, wie demütig er die Wahl angenommen hat. Selbst hat er mal erzählt, er wäre froh gewesen, wenn ihm das mit dem Papst-Sein erspart geblieben wäre.
Noch mehr beeindruckt hat mich 2013 sein Rücktritt als Papst. Als Ratzinger gemerkt hatte, dass ihm die Kraft für das Amt fehlt, ist er zurückgetreten – als erster Papst seit 700 Jahren. Das fand ich stark. Das fand ich vorbildlich.
Gar nicht vorbildlich war seine Rolle im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche. Auch Joseph Ratzinger hat lange Jahre geschwiegen, Täter geschützt, die Opfer nicht gesehen und zu wenig zur Aufklärung beigetragen. Das war falsch und Ratzinger hat Fehler gemacht.
Joseph Ratzinger tritt nun – wie alle Menschen am Ende ihres Lebens – vor Gott. Darauf hat er immer gehofft, daran hat er geglaubt und danach hat er gelebt. Und daran glaube ich auch. Vor Gott werden dann Licht und Schatten seines Lebens sichtbar.
Für ihn – den deutschen Papst mit Licht und Schatten – zünde ich nun eine Kerze an und für alle Opfer des Missbrauchs in der Kirche, die bis heute an den Folgen leiden.
Daniel Gewand, Münster
