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Kirche in 1Live | 30.08.2022 | floatend Uhr
Das rote Telefon
O Mann, das war vielleicht schon vor Eurer Zeit. Aber es war eins DER Symbole für den Kalten Krieg: Das rote Telefon. Kurze Erinnerung: Die USA und die Sowjetunion wollten sicher gehen, dass nicht zufällig ein Atomkrieg ausgelöst wird, nur weil vielleicht irgendwo ein Pilot falsch abgebogen ist oder es eine Falschmeldung gibt. Deshalb wurde eine spezielle Verbindung eingerichtet, mit der die Militärchefs der beiden Länder ganz direkt miteinander sprechen konnten. Es war also immer klar: Wenn das rote Telefon klingelt, dann geht’s um alles. Angefangen hat das übrigens heute vor genau 59 Jahren, am 30. August 1963. Es gibt solche direkten Verbindungen natürlich auch heute noch. Schlimm genug, aber wenigstens besteht so die Chance, dass Krieg manchmal auch verhindert werden kann.
Ehrlich gesagt fände ich das auch sinnvoll, wenn’s nicht gerade um Krieg geht. Wie oft streiten sich Leute extrem heftig, weil einer nicht genug auf die Grenzen des anderen aufgepasst hat? Wie viele Beziehungen sind schon zerbröselt, weil es keine Notfallleitung gab, durch die einer dem anderen zeigen konnte: „Ey, es geht gerade um alles. Entweder wir klären das jetzt oder das war’s.“ So ne Art „Rotes Telefon“ für Beziehungen, das wär nicht schlecht. Vielleicht müssten wir das machen wie Amerikaner und Russen damals: Wir verabreden, dass wir uns anrufen, bevor wir zurückschlagen. Aber es muss klar sein, auf welcher Leitung es ernst wird. Vielleicht brauchen wir rote Sätze, Wörter oder Handbewegungen, aber vor allem: Ein Gespräch, bevor der Schaden entstanden ist.
Christian Schröder, Aachen