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Kirche in 1Live | 21.09.2022 | floatend Uhr
Radiergummi
In der Wohnung meiner Freundin Junita entdecke ich eine große Kiste voller Radiergummis. Bestimmt 100 Stück.
Die sind alle von meinen Schüler:innen, sagt sie. Junita ist Grundschullehrerin.
OK… Warum kriegst Du so viele Radiergummis geschenkt? frag ich sie verwundert.
Sie nimmt ein paar Post-It und einen Stift und schreibt in Großbuchstaben F E H L E R – Fehler. Dann sortiert sie die Buchstaben um - und zack - wird aus denselben Buchstaben H E L F E R – Helfer.
Ja, ein netter Trick, sage ich. Aber was hat das mit den Radiergummis zu tun?
Warts ab, erklärt Junita:
Gerade bei Grundschulkindern ist besonders deutlich: Jedes Üben und Vertun beim Schreiben hilft, um richtig Schreiben zu lernen. Es braucht viele, viele Versuche, bis das Alphabet richtig sitzt. Und bis aus Buchstaben Worte und Sätzen entstehen können.
Junita findet: „Diese Versuche dürfen sichtbar sein. So kriegen die Kinder auch ein Gefühl für den Prozess. Für den Lern-Weg, den es nun mal braucht, um gut in einer Sache zu werden.“ Und deshalb radieren die Kinder in Junitas Klasse die Fehler-Helfer nicht weg - und legen nach einiger Zeit ganz freiwillig die Radiergummis in eine Kiste auf dem Pult.
Nach der Grundschulzeit fragt Junita dann immer, ob die Kinder die Radiergummis zurück haben möchten. Ihre Lieblingsantwort hat sie als Beschriftung für ihre Radiergummikiste in ihrer Wohnung geschrieben: „Ich brauche kein Radiergummi, weil ich möchte, dass mein Gehirn wächst.“
Quelle:
Dieser Beitrag ist angelehnt an Inhalte des Buches, "Reaktanz - Blindwiderstand erkennen und umnutzen: 7 Schlüssel für ein besseres Miteinander" von Carmen Thomas
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider