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Kirche in 1Live | 02.02.2023 | floatend Uhr
Ahnentisch
Das Wort Ahnentisch hab ich mir nicht ausgedacht. Sowas gibt’s in vielen Kulturen und Religionen auf der ganzen Welt. Meistens geht es eben darum, mit denen in Verbindung zu bleiben, die schon gestorben sind. Sogar mit denen, die man persönlich gar nicht gekannt hat. Ich bin da kein Experte, aber Oma Agnes‘ Ahnentisch ist ihr soziales Netzwerk, in dem sie lebt. Das eigene Leben ist nur durch das Leben anderer möglich geworden. Wir sind Teil dieses Netzwerks von Menschen, die alle auf ihre Art gelebt, geglaubt und gehofft haben.
Übrigens: Das müssen nicht nur die Familienmitglieder sein, die als Ahnen gesehen werden. Bei Oma Agnes geht es nicht nur um Blutlinien. An meiner eigenen Religion, dem Christentum, mag ich gerade sehr, dass diese Vorstellung da von Anfang an drin steckt. Die Idee ist ja, dass alle Brüder und Schwestern sind und dass es eine Gemeinschaft gibt mit denen, die vor uns geglaubt haben – egal, ob sie biologisch mit uns verwandt waren. Genau genommen ist jede Kirche mit Bildern von Heiligen in den Fenstern sowas wie ein Ahnentisch. Wenn wir es jetzt noch schaffen, dass da mehr „normale“ Menschen zwischendrin auftauchen, wird das fast so schön wie bei Agnes auf dem Sideboard.
Christian Schröder, Aachen