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Kirche in 1Live | 15.02.2023 | floatend Uhr
Getragen
Mein Opa liegt im Sterben. Er ist schon echt alt, hat viel erlebt und richtig viel richtig toll gemacht – und trotzdem heftig, wenn wir uns jetzt alle verabschieden müssen. Alle, die das mal durchgemacht haben wissen, dass das echt krass ist.
Besonders krass ist das für meine Oma. Die war einfach unfassbar lange auf dem Weg mit dabei. Und jetzt zieht Opa los und Oma bleibt.
Wie ist das für sie, wenn er jetzt loszieht und sich verabschiedet?
Sie macht auf mich nicht den Eindruck, als ob sie Angst hätte. Wenn man sie fragt, wie sie sich fühlt, dann sagt sie nur: „Ich fühle mich getragen“.
Und das spürt man.
Das ist echt crazy, wie tief dieses Vertrauen dieser weisen
alten Frau geht. Opa geht und Oma fühlt sich alles andere als allein. Und nicht
nur „nicht allein“, sondern „getragen“. Und natürlich meint sie damit
die Familie und Freund:innen, die um sie
herum sind und helfen und für sie da sind – klar! Aber sie meint auch ihren
Glauben. So ein tiefes Vertrauen, dass ihr eine Ruhe gibt, die mich einfach nur
flasht. Und beeindruckt.
Ich möchte auch dieses tiefe Vertrauen haben, dass ich nicht
alleine bin.
Egal, wie verloren man sich
ja mal so vorkommt – wenn vielleicht schon alle nach Hause gegangen sind und ich
alleine in der Wohnung hocke.
Keine Sorge, auf dich wird aufgepasst. Du bist getragen.
Simon Deregowski, Köln.