Nichts

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Im Prinzip ist alles immer und überall in kürzester Zeit verfügbar. Ich frag mich, was das aussagt für den Wert von Gegenständen oder sogar dem ganzen Leben.

Ich hab vor einigen Jahren mal den Roman „Nichts“ von Janne Teller gelesen. Und da geht’s genau darum. Zu beweisen, dass eigentlich nichts von Bedeutung ist. Kurz zusammengefasst, trägt eine Gruppe Kinder nach und nach Zeug zu einem großen Haufen zusammen, der dafür stehen soll, dass eigentlich nichts wahre Bedeutung hat. Jeweils das Kind, das zuletzt etwas auf den Haufen legen musste, bestimmt, was der oder die nächste bringen muss. Angefangen bei den Lieblingssandalen über ein Kruzifix, bis hin zum ausgebuddelten Sarg des kürzlich verstorbenen kleinen Bruders, versuchen sich die Kinder zu beweisen, dass Nichts Bedeutung hat. Nicht mal das Leben.

Schaue ich zurück auf das letzte halbe Jahr, werde ich mit diesen Gedanken sprachlos. In Ibbenbüren ersticht ein 17 jähriger seine Lehrerin. In Bramsche erschießt ein 81 jähriger einen Jugendlichen und in Münster wird ein 31 jähriger Familienvater bei einem Streit von einem ihm Unbekannten abgestochen. Und das sind nur drei Beispiele.

Sind wir so weit, dass selbst das Leben nichts mehr wert ist? Keine Bedeutung mehr hat?

Ich bin erschüttert und bleibe sprachlos zurück.

Julia Fischer

Ibbenbüren