… als wenn du in die Sonne guckst

Yes, endlich Feierabend. Ich komm nach Hause, einfach nur noch chillen und auffe Couch gehen. Meine Freundin ist schon im Wohnzimmer und guckt gerade ihre Serie –
und zwar Vikings. Ich setz mich zu ihr und sehe mit als Erstes eine Szene, wo ein Vikinger-Mädchen mit einem gekidnappten englischen Priester spricht.

Der Priester erzählt, dass seine ganze Familie am Fieber gestorben ist. Darauf fragt das Vikinger-Mädchen: Dann bist du ganz allein?

Nein, Gott ist mein Vater, sagt er. Deshalb bin ich nie allein.

Darauf fragt sie: Wie sieht dein Gott aus?

Und der Priester sagt: Es ist niemandem möglich, das zu erfahren. Das wäre wie in die Sonne zu sehen. Das kann niemand. Aber er hat uns seinen einzigen Sohn geschickt und der sah aus wie ein Mensch.

Ich find diesen Vergleich von Gott mit der Sonne echt krass. Also ich mein: Dass es die Sonne gibt, darüber brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Man sieht die Sonnenstrahlen, wenn gutes Wetter ist. Man spürt, dass es in der Sonne wärmer ist als im Schatten. Die Pflanzen richten sich nach ihrem Licht aus. Und wir Menschen brauchen auch die Sonne, damit es uns besser geht – Stichwort: Vitamin D. Aber: Ich kann die Sonne selbst ja nicht wirklich sehen. Ich kann nicht reingucken.

Und vor allem kann ich die Sonne nicht verstehen. Ich mein: Selbst wenn ich in ner Doku oder so höre, wie dat alles da im Inneren der Sonne abgeht mit Kernfusion und so – das sorgt ja wieder für ganz neue Fragen. Das ist alles viel zu groß, als dass ich das wirklich begreifen könnte. Aber muss ich das?

Tobi Schulte, Soest.