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katholisch
Kirche in 1Live | 09.05.2023 | floatend Uhr
Offene Grenzen: Europatag
Grenzkontrollen fand ich immer schon irgendwie
gruselig. Wenn bewaffnete Zollbeamte mit misstrauischem Blick in den Reisepass
gucken und möglicherweise noch das Gepäck kontrollieren. Ich weiß noch, dass
mich das als Kind beim Familienurlaub immer schwer eingeschüchtert hat.
Mittlerweile habe ich dieses Gefühl zwar überwunden, aber vielleicht mag ich
deshalb heute ganz besonders gerne die Idee, die hinter der Europäischen
Gemeinschaft steckt. Ich finde es klasse, wenn ich nach Südfrankreich fahre und
auf der ganzen Strecke dorthin kein einziges Mal meinen Pass zeigen muss,
obwohl ich drei Grenzen überquere. Klar, ich schüttle manchmal den Kopf über Gesetze
und Regeln, die Europa so mit sich bringt. Mir ist das echt egal, wie krumm
eine Banane ist. Aber der eigentliche Punkt, den die EU am Anfang hatte, war ja
Frieden. Es ging darum, die Länder durch die Industrie so stark miteinander zu
verzahnen, dass sie gar nicht mehr auf die Idee kommen können, Krieg
gegeneinander zu führen. Natürlich klingt da auch Misstrauen den eigenen
Kindern und Enkeln gegenüber mit, aber eben auch ein ziemlich realistischer
Blick. Und der war nach dem Zweiten Weltkrieg vielleicht auch nicht ganz
unbegründet. Heute, am Europatag für Frieden und Einheit, wird in allen Ländern
der Union an die Schuhmann-Erklärung aus dem Jahr 1950 erinnert. Durch die hat die
Europäische Gemeinschaft Gestalt angenommen. Und ehrlich: Ich finde
Gemeinschaft immer besser als Trennung. Offene Grenzen sind für mich ein
Zeichen von offenem Verstand und offenem Herz.
Martin Kürble, Düsseldorf