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Kirche in 1Live | 05.06.2023 | floatend Uhr
Die neue Pandemie
Und so wie ich bei Corona nicht erkennen konnte, wer infiziert ist, so sehe ich natürlich den Leuten normalerweise nicht an, ob sie einsam sind.
Eine Einsamkeitsforscherin hat mir vor
kurzem zu dem Thema ne krasse Einsicht gegeben:
Einsamkeit bedeutet nämlich nicht, dass Betroffene keine sozialen
Kontakte haben. Es bedeutet nur, dass die Qualität dieser Kontakte nicht ihren
Wünschen entspricht. Sie sagen zum Beispiel, dass es niemanden gibt, der sie
wirklich, wirklich versteht oder dem sie wirklich etwas bedeuten. Und das
erleben leider Menschen in jedem Alter. Ein Hirnforscher nennt es sogar die
Todesursache No.1.
Was machen, um das zu verhindern? Abstand, Händewaschen und Lüften bringt hier glaub ich nichts. Anders als bei Corona geht’s ja gerade darum, in Kontakt zu kommen. Klar, kann ich nicht garantieren, dass jemand tiefe emotionale Verbindungen findet. Aber ich kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen. Ich kann die Augen offenhalten, nach denen, die sonst immer irgendwie übersehen werden. Oder über meinen Schatten springen und die einladen, die ich eigentlich ein bisschen langweilig oder anstrengend finde. Einsamkeit ist ne Pandemie. Abstand hilft da nicht, sondern Kontakt.
Christian Schröder, Aachen