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katholisch
Kirche in 1Live | 22.07.2023 | floatend Uhr
Vielfalt aushalten
Gendergerechtigkeit,
Equality, Diversity. Wenn es auf Social Media um verschiedene Lebensformen
geht, um Toleranz und Akzeptanz oder um feministisches Empowerment, dann bin
ich gern vorne mit dabei. Ich renne mit meinem Regenbogen-Rucksack rum und
weise auch bei meinem Job sehr gern daraufhin, dass das ne christliche
Grundaufgabe ist: alle Menschen so hinnehmen, wie sie sind. Egal ob Mann oder
Frau, alles außerhalb davon oder dazwischen. Aber genau hier, wenn’s um meine
eigene Religion und meinen Glauben geht, muss ich ganz selbstkritisch zugeben:
Da krieg ich das oft gar nicht so gut hin mit der Vielfalt. Ich bewege mich in ner
ziemlich kleinen Bubble von Leuten, die so ähnlich drauf sind wie ich:
politisch eher links, kirchlich eher liberal. Wir fordern zum Beispiel mehr
Rechte von Frauen und Nicht-Priestern in der Kirche und wir wollen mehr
Beteiligung von den sogenannten Laien an relevanten Entscheidungen. Richtig
schwer tue ich mich aber, wenn ich mal links und vor allem rechts von meiner
eigenen Bubble gucke. Bei Gesprächen mit eher konservativen Christ*innen werde
ich ziemlich schnell entweder fuchsig oder still. Und da merke ich: Ich kann
doch nicht mehr Vielfalt einfordern und gleichzeitig nur mit Gleichgesinnten
unterwegs sein. Das ist zu bequem. Und so funktioniert das Leben auch nicht,
egal ob in Politik oder Kirche. Wenn ich wirklich was erreichen will, dann muss
ich alle im Blick haben und eben auch Vielfalt aushalten. Entwicklung
und Veränderung passieren nur, wenn wir zusammen unterwegs sind. Wenn wir uns
zuhören und austauschen. Ich bleibe bestimmt auch weiterhin eher liberal und
links, aber ich übe gerade, die Vielfalt um mich herum besser auszuhalten.
Ela Kornek, Münster