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Kirche in 1Live | 15.08.2023 | floatend Uhr
„Trauma zu Papier“
Also hatte er die Idee, seine eigenen Kleider zu Papier zu verarbeiten.
Irgendwann hat er mit seiner Familie die Klamotten seines verstorbenen Vaters
in kleine Stücke geschnitten und lange eingeweicht. Dann haben sie aus dem
Faserbrei gemeinsam Papier geschöpft. Dabei haben sie über ihren Vater
gesprochen, erzählt, gelacht und sich erinnert. Aus diesem Papier hat Drew
Matott für jedes Familienmitglied ein Erinnerungsalbum mit Fotos vom Papa
gemacht.
Die Idee hat er ausgeweitet für Menschen, die traumatisiert sind. Menschen, die
Krieg erlebt haben, Menschen, die fliehen mussten, die liebe Leute verloren
haben. Daraus ist eine richtige Bewegung entstanden - das „Peace Paper
Project“. Drew Matott und sein Team waren schon in vielen Kriegsgebieten. Vor
Ort leiten sie Menschen an, Papier zu machen aus den Klamotten, in denen oft
Erinnerungen an krasse Erfahrungen stecken. Ganz wichtig ist dabei, sich
einander davon zu erzählen, nicht allein mit den Erlebnissen zu bleiben. Und
dann entsteht aus der Kleidung Papier.
Dass aus altem Leid was Neues entsteht, das ist es. Neues Material, neue
Erfahrungen, neue Erkenntnisse - Frieden und vielleicht sogar neues Leben.
Johanna Vering, Langenberg