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Kirche in 1Live | 16.08.2023 | floatend Uhr
„lebendiger Nachruf“
Ich bin Seelsorgerin. Und in meinem Job beerdige ich auch Menschen und jetzt
mache ich dazu eine Fortbildung. Dabei dann diese Aufgabe: schreibe einen
Nachruf auf dich selbst. Irgendwie ist das das falsche Format: Nachrufe
schreibt man auf tote Menschen, ich lebe ja.
Ich überlege, was ich von Personen erzähle, die ich beerdige. Und so langsam
komme ich auf den Trichter, was in meinem Nachruf stehen soll.
Da steht, dass ich gerne Menschen um mich gehabt habe, dass ich offen auf Leute zugegangen bin und überhaupt großen Spaß an Menschen und an vielfältigen Lebensentwürfen gehabt habe. Dass ich gerne gefeiert habe und total dankbar für meine Familie war. Es steht aber auch drin, dass ich oft ein schlechtes Gewissen allen und jedem Gegenüber gehabt habe und manchmal unter selbstgemachtem Druck stand.
Dieser Nachruf auf mich selbst hat Nerven gekostet, aber irgendwann ist er fertig. Und mir fällt auf: Das Ding ist ja mal echt super, um zu überprüfen, wie ich jetzt leben will. Ich glaube, ich gucke immer mal wieder drauf und checke, wie die Lage bei mir ist.
Mir ist noch was aufgefallen: das Leben hier ist nicht alles. Ich glaube fest, dass das Leben nach dem Tod bei Gott weitergeht. Und da geht’s richtig ab, da ist es vollkommen gut. Ich muss und kann hier ins Leben nicht alles reinpacken. Das klappt nicht. Aber dann lebe ich ewig und dann passt´s.
Johanna Vering, Langenberg