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Kirche in 1Live | 16.10.2023 | floatend Uhr
Die müden Hände
Manchmal sind es nur drei Worte, die unsere persönliche Welt zum Einsturz bringen: „Er ist tot“, „Sie sind schwanger“ oder „Heilung ist ausgeschlossen“ sind solche Worte. Danach: Wochen voller schlafloser Nächte, Bürokratie - und vielleicht auch der Frage: Warum, Gott?
So ging’s mir letzten Sommer. Meine Welt war mal wieder zusammengestürzt und als ich ein paar Wochen später endlich Urlaub machen konnte, war ich erschöpft und wütend: Warum ich? Warum muss ich immer so viel Mist erleben? Mit den Fragen im Bauch strandete ich vor einer Kapelle irgendwo in Frankreich. Am Eingang stand ein Körbchen und die Aufforderung zum Zettel ziehen. Ich nahm einen Zettel heraus und las: „Stärkt die müden Hände und lasst die zitternden Knie wieder fest werden“.
Plötzlich war meine Wut wie wegeblasen. Ich fühlte mich in meinem Schmerz gesehen und gleichzeitig ertappt. In den letzten Wochen hatte ich so sehr an meiner Wut und den Warum Fragen festgehalten, dass ich übersehen hatte: Gott war schon da. Er sah wie müde und erschöpft ich war. Er wollte mich trösten - mich ermutigen, eine Pause zu machen.
Bis heute denke ich gerne an den Moment zurück. Er hat mir nicht meine Frage beantwortet oder mir den Schmerz genommen. Aber er hat mir gezeigt, dass ich nicht allein bin. Und diese Gewissheit brauchen wir vielleicht am meisten, wenn unsere Welt einstürzt.
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider
