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Kirche in 1Live | 14.10.2023 | floatend Uhr
Oriki
Sowas gibt’s aber nicht nur in Serien, sondern auch in echt. Die Yoruba sind ein westafrikanisches Volk und bei denen gibt es zum Beispiel das Oriki. Das ist so eine Art Lobgedicht. Und mit dem sagt man, wer jemand ist oder was er zu erreichen hofft. Da geht es aber weniger darum zu sagen, wie toll jemand ist. Das Oriki zeigt: Du bist ein Teil einer Gruppe und auch ein Teil einer Geschichte. Deswegen nutzen das auch bei uns manche Leute wie so ein persönliches Mantra. Sie schreiben sich ihr eigenes Oriki und das Schöne ist: Es ist vollkommen okay, dabei so richtig zu übertreiben. Bei mir könnte das dann z.B. heißen: „Christian aus dem Hause Schröder, erster seines Namens, Bruder von zweien, Vater von dreien, Wanderer an der Grenze, Künstler der Worte“…oder so ähnlich jedenfalls. Naja, so richtig gern sag ich diese Worte nicht. Es kommt mir dann doch ein bisschen übertrieben vor. Aber den Gedanken dahinter finde ich schön: Es geht darum, sich das Oriki vor allem selbst zu sagen. Gerade dann, wenn man sich unsicher fühlt. Gerade, wenn ich in einer schwierigen Situation bin. Und ich mag daran, dass der Spruch eben nicht nur sagt, was ich selber gut kann. Zum Oriki gehört am Anfang immer dazu, das eigene Beziehungsgeflecht aufzudröseln. Also: Wer sind die Eltern, Geschwister, Freunde oder auch Vorfahren. Will sagen: Ich stehe in einem größeren Zusammenhang. Ich finde, so ein Oriki über sich selbst kann helfen, ein bisschen stärker in schwierige Situationen reinzugehen. Nicht zuletzt, weil ich weiß, dass ich kein Einzelkämpfer sein muss, sondern dass ich zu anderen dazu gehöre. Vielleicht probiere ich es doch nochmal mit dem Oriki.
Christian Schröder, Aachen